Am 9. Juni 1909 fanden sich acht Jöllenbecker und Braker Landwirte mit der Idee zusammen, anlässlich der Einweihung des Grafschaftsdenkmals (heutiges Adlerdenkmal) eine Eskorte zu bilden, um den Kronprinzen auf seiner Fahrt von Brake nach Jöllenbeck zu begleiten.
Diese Einweihung wurde zum Anlass genommen, einen Reiterverein zu gründen. Die Gründer waren Wilhelm Döpke als Schatzmeister, August Gökemeier als Geschäftsführer, Gustav Sewing, Herrmann Röggesiek, Gustav Grosse-Wöhrmann, Heinrich Oberlohmann, August Berkenkamp und Wilhelm Schlingmann.
Am 24. Juni 1909 wurden dann unter der Leitung von Gustav Upmeier zu Belzen die ersten Mitglieder zu einem Beitrittsgeld von 3,00 Mark aufgenommen.
Bei der ersten Generalversammlung am 25. November 1909 erschienen bereits 53 Mitglieder, allesamt Landwirte.
In der erntefreien Zeit wurde alle 6 – 8 Wochen eine Mitglieder-versammlung einberufen. Auch aus den Orten rings um Jöllenbeck schlossen sich immer mehr Freunde des Reitsports und der Pferdezucht dem Verein an. Dessen Hauptziele waren, im Bauernstand Verständnis und Liebe zum Pferd zu wecken und die Zucht eines für alle Zwecke brauchbaren Pferdes zu fördern.
Der erste Weltkrieg unterbrach dann jede Vereinstätigkeit. Im November 1919 traf man sich unter der Leitung von Georg Wibbing wieder, 1921 wurde Eduard Lechtermann 1. Vorsitzender. Der bekannte Pferdezüchter stellte die reiterliche Ausbildung in den Vordergrund und intensivierte die Pferdezucht. Besonders ihm ist es zu verdanken, dass Turniere und Leistungsprüfungen eine ständige Einrichtung des Vereins wurden. 1922 organisierte er auf seinem Hof das erste Turnier. In den folgenden Jahren nutzte man die Queller Rennbahn als Turniergelände.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Verein mit viel Idealismus wieder zum Leben erweckt . Unter der umsichtigen Leitung von Eduard Lechtermann fanden ab 1948 auch wieder Turniere statt. Am 21. August 1959 konnte der Verein die erste Reithalle im Bielefelder Westen in Betrieb nehmen, in der auch andere grössere Sportveranstaltungen wie Hallenhandballturniere stattfanden.
1962 kamen Stallungen für 15 Pferde dazu, die Mitgliederzahl wuchs rapide. Auch das Leistungsniveau stieg ständig, hatte man doch endlich bei jedem Wetter die Möglichkeit, mit den Pferden zu arbeiten.
Unter der Leitung von Ernst Hippe und Alfred Peschke erlangten die Jöllenbecker Voltigiergruppen zahlreiche Erfolge, bis hin zum Westfalenmeistertitel 1969. Bis 1970 wurden die jährlichen Turniere auf dem Niemeyerschen Gelände vor der Reithalle veranstaltet. Als dieses Teil des Gewerbegebietes Oberlohmanns Heide wurde, richtete der Verein sie auf den verschiedenen Stoppelfeldern in der Umgebung aus, unter anderem auch auf dem Gelände der Familie Lechtermann.
1977 löste Karl-Heinz Lefelmann Herbert Lechtermann als Vorsitzenden ab. Mit ihm bildeten Horst Winkelmann, Herbert Brockmeier als Stellvertreter und Gerhard Meier als Kassierer den neuen Vorstand. Im gleichen Jahr wurden elf weitere Ställe und das Reiterstübchen fertiggestellt.
Seit 1979 ist Christoph Heidbrede Reitlehrer in Jöllenbeck. Schon damals standen ihm 10 vereinseigene Schulpferde für Reit- und Voltigierunterricht zur Verfügung. Sein besonderes Augenmerk galt und gilt der Jugendarbeit. Damit wurden die sportlichen Erfolge der Jöllenbecker Reiter nicht nur fortgesetzt, sondern ausgebaut.
1987 pachtete der Verein das heutige Turniergelände der Familie Kraak. Bis 1989 wurde es, mit besonderer Unterstützung einiger Mitglieder, zu einem Reitstadion mit besten Bodenverhältnissen ausgebaut. Pünktlich zum 80. Geburtstag konnte es mit einem Jubiläumsturnier eingeweiht werden. Zum ersten Mal wurden auch 2 Springprüfungen der schweren Klasse ausgeschrieben.
Das Jöllenbecker Turnier im September ist seitdem zur festen Einrichtung mit mittlerweile 3 S-Springen geworden. Für zahlreiche namhafte Reiterinnen und Reiter des gesamten Bundesgebietes ist das Jöllenbecker Turnier fester Bestandteil ihres Turniersaison.
1994 hatte sich der Vorstand in zwei Lager gespalten. Auf einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung im März 1995 auf dem Hof Upmeier zu Belzen wurde nach monatelangen Streitigkeiten ein neuer Vorstand mit Horst Winkelmann als 1. Vorsitzendem gewählt. Zu seinem Team gehörten Arthur Ellerbrake, Joachim Schmidt, Dieter Heidbrede, Hans Peters, Mirjam Burkert, Wolfgang Ehlbracht, Elfrun Deppenmeier, Uwe Wacker und Anke Sommerkamp.
Die reiterlichen Erfolge des Vereins können sich damals wie heute sehen lassen. Auch über die Stadtgrenzen hinaus sind die Jöllenbecker Reiter für ihr Können bekannt.
1997 und 1998 wurden neue Fenster in die Ställen und die Stallgasse eingebaut, neben dem Turniergelände wurden neue Weiden angelegt. Um die Instandhaltung der Anlage und ihre Erweiterung kümmert sich nach wie vor Horst Winkelmann in Zusammenarbeit mit Uwe Schmidt.
Zu Begin des Jahres 2018 übernahm Sabine Steen die Betreuung der Lehrpferde, kümmert sich um deren Wohl, Ausrüstung und auch Wehwehchen.
Im Sommer 2018 wurde das ehemalige Turniergelände, das durch die Neu-Ausrichtung des vereinseigenen Turniers von einem Springturnier in ein Dressurturnier überflüssig wurde, in zusätzliche Weiden umgewandelt.
Seit Herbst 2019 verfügt die Außenanlage über zwei Winterpaddocks, sodass die Pferde auch außerhalb der Weidesaison an die frische Luft kommen.
Heute zählt der Ravensberger Zucht-, Reit- und Fahrverein Jöllenbeck e. V. nahezu 500 Mitglieder und ist damit nicht nur der älteste, sondern auch einer der mitgliederstärksten ländlichen Reitvereine der Region.